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Im Interview: der Klimaschutzmanager

Ein Mann sitzt auf einer Parkbank. In der Hand hält er ein kleines Heftle mit dem Aufschrieb "Klimasparbuch"

Klimaschutz ist in aller Munde – im Landratsamt Zollernalbkreis laufen die Fäden hierfür bei Hartwig Alber zusammen. Der 45-Jährige legt im Interview dar, welche Anstrengungen der Landkreis im Sinne der Nachhaltigkeit unternimmt, welche Projekte aktuell anstehen und wie jeder zum Klimaschutz beitragen kann. 

Ganz grundsätzlich: Gibt es den Klimawandel überhaupt? Und woran bemerkt man das konkret?
Ja, einen Klimawandel gab es in der jüngeren Erdgeschichte immer. Entscheidend sind die Rahmenbedingungen die vorherrschten, seitdem der Mensch nach der letzten Eiszeit begann sesshaft zu werden und die Entwicklung der menschlichen Zivilisation ihren Lauf nahm. In diesem Zeitraum waren die klimatischen Rahmenbedingungen sehr konstant. Ökosysteme, Niederschlagsmuster, Jahreszeiten und Temperaturen bewegten sich in engen, lebensfreundlichen Bereiche. Folgt man den Ergebnissen des sechsten Sachstandsberichts des zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC), hat der Einfluss des Menschen seit der Industrialisierung und der damit verbundenen Nutzung fossiler Energien das Klima maßgeblich verändert: 2023 lag die globale Jahresmitteltemperatur um 1,3 Grad Celsius über der des vorindustriellen Zeitalters. Dies bedeutet: Wir verlassen durch einen rapiden Temperaturanstieg in einem sehr kurzen Zeitraum das für uns Menschen sichere Terrain. Die Folge sind zum Beispiel zunehmende Wetterextremen wie Dürren und Starkregenereignisse.

Wie kann man darauf reagieren d.h. als Behörde aber auch als Privatperson?
Behörden auf kommunaler Ebene sind wichtige Akteure für den Klimaschutz. Die Landkreisverwaltung sowie die Städte und Gemeinden erfassen den Status Quo, planen ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen und setzen diese in die Praxis um. Erfolgreicher Klimaschutz in der kommunalen Praxis bedeutet im wesentlich der massive Ausbau erneuerbarer Energien, eine Reduktion des Primärenergieverbrauchs vor allem im Wärmesektor sowie eine Elektrifizierung von Verkehr, Wärme und Industrieprozessen. Bürgerinnen und Bürger haben in diesem Transformationsprozess eine bedeutende Rolle inne – ohne sie geht es schlicht nicht. Entscheidend ist, dass möglichst viele Menschen im Rahmen ihrer Möglichkeiten etwas zum Klimaschutz beitragen und die Transformation unterstützen.

Seit drei Jahren sind Sie der Klimaschutzmanager beim Landratsamt. Was hat die Landkreisverwaltung in dieser Zeit angestoßen und umgesetzt? 
Wir verstehen uns als Netzwerker und Unterstützer bei der Entwicklung sowie Umsetzung von Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Nachhaltigkeit. 2023 haben wir etwa das Klimasparbuch veröffentlicht, das von klimafreundlichem Bauen und Sanieren bis hin zu regionalem und nachhaltigem Genuss viele Tipps und Anregungen gibt, wie jedermann einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Wir stellen Veranstaltungen auf die Beine, waren etwa auf der Balinger Gartenschau präsent. Derzeit führt die Landkreisverwaltung eine Mitfahrplattform ein mit dem Ziel, den Besetzungsgrad der Fahrzeuge zu erhöhen und damit das Verkehrsaufkommen zu mindern. Insgesamt wollen wir zu einem nachhaltigeren Mobilitätsverhalten anregen. Darüber hinaus trägt der Landkreis mit PV-Anlagen auf den eigenen Liegenschaften zum Ausbau der erneuerbaren Energien bei.

Welche aktuellen Projekte beschäftigen Sie gerade?
Derzeit läuft die Fortschreibung unseres Energie- und Klimaschutzkonzeptes für den Zollernalbkreis auf Hochtouren. Die Bürgerinnen und Bürger hatten uns im Rahmen der Online-Bürgerbeteiligung zu Beginn dieses Jahres zahlreiche wertvolle Vorschläge und Wünsche mit auf den Weg gegeben. Das Konzept wollen wir Ende des Jahres dem Kreistag vorlegen. Und dann geht’s in die Umsetzung der Maßnahmen. 

Ihre 3 Tipps für mehr Nachhaltigkeit im eigenen Alltag?
Wer die Möglichkeit und die Mittel hat, sollte vor allem die Abkehr von fossilen Energieträgern voranbringen, sprich Elektrifizierung von Wärmeerzeugung und Verkehr mit Strom aus erneuerbaren Energien. Ebenso sinnvoll: Das eigene Konsumverhalten überdenken und auf Nachhaltigkeit und Langlebigkeit beim Konsum achten. Und man sollte die eigene Ernährungsweise hinterfragen. Eine klimafreundliche Ernährung ist in allererster Linie gesund und schont dabei die Umwelt und das Klima.
 
Hand aufs Herz: wie nachhaltig sind Sie persönlich unterwegs?
Die Abkehr von fossilen Energieträgern für die Wärmeerzeugung und für die Mobilität haben wir als Familie zu großen Teilen bereits umgesetzt. Bei der Ernährung legen wir großen Wert auf regionale Produkte, einen kleinen Teil bauen wir selbst an. Wir haben unseren Fleischkonsum deutlich reduziert – wenn Fleisch auf den Tisch kommt, dann aus lokaler Herkunft oder in Bioqualität. „Fleisch als Beilage“ ist hier das Motto. Auch für uns gibt es noch reichlich Luft nach oben, vor allem beim Mobilitätsverhalten. Mein Anspruch ist, meinen Kindern eine lebenswerte Welt zu hinterlassen. 

Weitere Informationen: 
Viele Informationen zum Klimaschutz und Anregungen für ein nachhaltigeres Leben gibt es im Klimasparbuch Zollernalbkreis. Zum Ausprobieren der nachhaltigen Produkte, Dienstleistungen und Freizeitaktivitäten regen die Gutscheinangebote an: Eine Brotbackmischung gratis, freier Eintritt ins Naturbad oder Rabattgutscheine auf Fahrradzubehör. Erhältlich ist es kostenlos beim Landratsamt, bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft/Zollernalb-Tourist-Info sowie bei den Städten und Gemeinden. 

Bei Anfragen und Anregen steht das Team Klimaschutz des Landratsamtes gerne zur Verfügung: 07433/92-1439 und klimamanagement@zollernalbkreis.de