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Friedrich Scholte-Reh – dienstlängster Amtsleiter und kreativer Kopf

Ein Mann - Friedrich Scholte-Reh - steht auf einer Wiese auf dem Gelände der Kreismülldeponie Hechingen

Keiner war so lange Amtsleiter beim Landratsamt, kaum einer im Land so lange in diesem Bereich in verantwortlicher Position: Friedrich Scholte-Reh, Leiter des Amts für Umwelt und Abfallwirtschaft, geht in den Ruhestand. Ruhig aber wird diese Lebensphase für ihn sicher nicht, dafür hat er vorgesorgt.

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Im Zollernalbkreis kennt Scholte-Reh natürlich jede Deponie, jedes Wertstoffzentrum, wahrscheinlich könnte man ihn nachts anrufen, und er könnte, ohne zu zögern, sagen, welche Tonnen an diesem Tag in welchen Straßen in welchen Kommunen abgeholt werden. Wohl keiner überblickt die Zusammenhänge und weiß um die Akteure der Abfallwirtschaft so gut wie der 65-Jährige. Dass es so kommen würde, war zu Beginn seiner Tätigkeit im Landratsamt keineswegs ausgemacht.

Scholte-Reh kam quasi unter falschen Voraussetzungen in den Zollernalbkreis – und weil der damalige Landrat Heinrich Haasis nicht lockerließ. Nach dem Studium der Geografie (Schwerpunkte Landschaftsökologie und Geologie) und der ersten beruflichen Station als Umweltberater in Weil am Rhein bewarb sich der Rheinländer 1990 für eine ähnliche Stelle in Meßstetten, kam dort allerdings nicht zum Zug. Seine Unterlagen hinterließen indes beim damaligen Bürgermeister (und späteren Landrat) Willi Fischer offenbar Eindruck, denn plötzlich rief Landrat Heinrich Haasis bei Scholte-Reh an. Der aber vertröstete, weil das Telefon am Freitagabend klingelte. Am Montag drauf kam zum Gespräch und Scholte-Reh anschließend zum Vorstellungsgespräch für die Position eines Abfallberaters ins Landratsamt. Statt als Berater empfahl er sich als Leiter des Abfallamts, dessen Gründung zu genau diesem Zeitpunkt diskutiert wurde. Mit Erfolg: Im November 1990 stellte er sich den Kreisräten vor, zum 1. Januar 1991 begann die Tätigkeit im Landratsamt.

Von der Wertstofferfassung zur Müllvermeidung, von der Abfallbeseitigung zur Kreislaufwirtschaft: In der Folge baute Scholte-Reh mit motivierten Kolleginnen und Kollegen das neue Amt für Abfallwirtschaft sowie die dazugehörige Infrastruktur und Dienstleistungen im Zollernalbkreis auf mit dem Anspruch, möglichst bürgerfreundlich zu agieren. Stichworte sind: 1991 Einführung der Biotonne als erster Landkreis in Baden-Württemberg, serviceorientierte Wertstoffzentren und Deponien, Etablierung des Wiegesystems für Hausmüll und damit verursachergerechte Gebühren seit 2001, Sperrmüll auf Abruf. „Aktuelle Entwicklungen haben wir immer im Auge gehabt, oft waren wir der Zeit voraus“, sagt Scholte-Reh im Rückblick. Zugleich kritisiert er klipp und klar, was seiner Meinung nach in der Abfallwirtschaft falsch läuft. Das Duale System? Sei mittlerweile so kompliziert, dass es nichts mehr mit der ursprünglichen Idee zu tun habe. Die Vorgabe, dass in Biotonnen nur ein Prozent „Störstoffe“ enthalten sein sollen? „Wer will und kann das denn bitteschön kontrollieren?“ Und dann die zunehmende Bürokratie – Ausschreibungen seien heute hochkomplexe, mitunter 500 Seiten starke und kaum verständliche Elaborate.

Zusätzlich zur Abfallwirtschaft wurde Scholte-Reh 2021 die Leitung des Umweltamts übertragen. Neben dem Umweltrecht und der Gewerbeaufsicht sieht er vor allem für die Themen Wasser, Abwasser und Boden zunehmende, klimawandelbedingte Herausforderungen. Viele Städte und Gemeinden seien bereits engagiert, wenn es um Starkregen- oder Hochwasserrisikomanagement gehe. Allerdings gebe es in diesem Bereich noch sehr viel zu tun. Neben diesen Aufgaben wirkt Scholte-Reh amtsintern als kreativer „Ideenminister“ – Ergebnisse sind etwa die jährlich neue Denkanstöße gebenden Abfallkalender, der Auftritt seines Amts auf Online-Kanälen und das Pilotprojekt „Smart Food“ zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen. „Friedrich Scholte-Reh hat jahrzehntelang erfolgreich gewirkt und Maßstäbe gesetzt. Sehr schnell hat er sich mit seiner kantigen Art auf der Schwäbischen Alb eingelebt und sich beruflich entfalten können“, so Landrat Günther-Martin Pauli.

Gleich zu Beginn seiner Tätigkeit im Landratsamt prophezeite ihm ein Kollege, dass er, wenn er seine sehr direkte Art und seine unbürokratische Denk- und Arbeitsweise beibehalte, nur wenige Wochen im Landratsamt überleben werde. Es kam bekanntlich anders – vielleicht gerade deswegen?

Sorge, dass er nach seinem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben – offiziell zum 1. Oktober, tatsächlich Ende Juni – in ein Loch fällt, muss man sich derweil nicht machen. Die Aufgaben als Vorsitzender des Imkervereins Balingen-Geislingen-Rosenfeld sowie des Obst- und Gartenbauvereins Balingen hat Scholte-Reh zwar mittlerweile weitergegeben. Bienenvölker und zahlreiche Bäume auf mehreren „Stückle“ im Landkreis aber, die er am liebsten mit dem Kramer-Trecker anfährt, werden ihn weiter beschäftigen.