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Klimaschutz fängt im Kleinen an

Drei Personen stehen im Gras und halten eine Karte in der Hand
Landrat Günther-Martin Pauli gemeinsam mit Bürgermeister Jörg Alisch und  Susanne Riehle, Leiterin des Amtes für Vermessung und Flurneuordnung

Das Naturschutzgebiet „Galgenwiesen“ am südlichen Ende des Zollenalbkreises auf Gemarkung Nusplingen ist ein Kleinod. Auf einer Fläche von rund 30 Hektar hat sich ein, für die Hochflächen der Schwäbischen Alb seltener Naturraum gebildet. Die zunehmende Sedimentation und die Aktivitäten von Bibern begünstigen die Entwicklung kurz vor dem Zusammenfluss der beiden Bäche Obere und Untere Bära. Entstandene Seggenriede, Staudenfluren, extensive Mähwiesen und naturnahe Waldpartien sind hier kulturhistorisch und ästhetisch bedeutsame Landschaftselemente. 

„Die Erhaltung und Pflege unserer Feuchtgebiete und Moore sind äußerst wichtig, denn sie leisten einen bedeutsamen Beitrag zur Artenvielfalt, bereichern unsere Lebensräume und sind effektive Kohlenstoffspeicher“, betont Landrat Günther-Martin Pauli beim Projektrundgang. 

In enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde Nusplingen, dem Regierungspräsidium Tübingen und den beteiligten Grundstückseigentümern wird zur Unterstützung der Entwicklung des Naturschutzgebiets ein Flurneuordnungsverfahren durchgeführt. Ziel ist, die Bewirtschaftung der extensiven Mähwiesen zu sichern und die Feuchtflächen in öffentliches Eigentum zu überführen. Sowohl die Bewirtschaftung durch die heimischen Landwirte als auch eine naturschutzfachliche Pflege der Seggenriede sollen damit langfristig gesichert und die Entwicklung eines Niedermoors gefördert werden. Im Herbst tritt das Flurneuordnungsverfahren mit dem Wegebau in eine weitere örtliche Umsetzungsphase. Der Wegebau ist notwendig, da durch die Aktivitäten von Bibern die Zufahrt zu einigen Wiesen überschwemmt und kaum noch möglich ist. Die Planungsphase hierfür dauerte einige Jahre. Auf Grund der außergewöhnlichen Vielfalt an Biotopstrukturen mussten im Vorfeld zahlreiche Gutachten erstellt werden. Experten erfassten Flora und Fauna und prüften die geplanten Maßnahmen auf ihre Umweltverträglichkeit. Um dem Artenschutz Rechnung zu tragen, insbesondere um die Feldvögel nicht in ihrer Brut zu stören, wurde ein Bauzeitenfenster von Mitte September bis Ende Februar festgelegt, in dem die Arbeiten zu erfolgen haben. 

„Die Abstimmungsprozesse zwischen Naturschutz, Landwirten und beteiligten Grundstückseigentümern waren nicht immer leicht. Es musste viel Überzeugungsarbeit geleistet werden“, meint Susanne Riehle, die Leiterin des Amtes für Vermessung und Flurneuordnung im Landratsamt und zuständig für das Projekt. Der Vorstand der Teilnehmergemeinschaft habe sich dabei sehr vermittelnd eingebracht. Auch die Gemeinde unterstützt das Projekt und beteiligt sich finanziell, so dass auf die Grundstückseigentümer keine Kosten zukommen. Vom Land gibt es Zuschüsse von rund 105.000 Euro. Bürgermeister Jörg Alisch betont, dass ohne die Nusplinger Landwirte die Erhaltung und Pflege des vielfältig strukturierten Gebiets in den Galgenwiesen nicht möglich wäre. „Ich freue mich, dass wir gemeinsam diesen Lebensraum für vom Aussterben bedrohte, gefährdete und geschützte Tier- und Pflanzenarten bewahren können“.  

Neben dem Bau eines Erschließungswegs werden noch weitere Maßnahmen umgesetzt. Auf einigen Flächen wird die Hochstaudenflur entfernt und Grünland zur extensiven Nutzung entwickelt. Dies beugt einer entstehenden Verbuschung vor und den Landwirten entstehen weitere Wiesenflächen zu Mahd. Im Bereich der Hänge ist ein naturnaher Waldumbau vorgesehen. Standortsfremde Baumarten, wie z.B. die reinen Fichtenbestände, werden sukzessive gerodet. Auf diesen Flächen sollen lichte Baumbestände mit standortangepassteren Baumarten entstehen. „Das Zulassen einer natürlichen Sukzession und vereinzelte Initialpflanzungen mit gezielten Baumarten, wie z.B. Stieleichen, sollen zu einer naturnahen Bewaldung in diesen doch recht hochwertigen Bereichen führen“, so Forstbereichsleiter Klaus Richert. Der naturnahe Waldumbau stelle zudem einen wichtigen Beitrag dar, diesen Wald besser auf die Folgen des Klimawandels einzustellen.
 
Wie geht es im Flurneuordnungsprojekt weiter?
Im Herbst 2023 bis Frühjahr 2024 erfolgen die Baumaßnahmen sowie die Entfernung des Fichtenbestands. Der Grunderwerb ist nahezu abgeschlossen. Rund ein Hektar Fläche für den Waldumbau und acht Hektar Fläche für den Naturschutz der Sumpfflächen wurden bislang erworben. Damit kann in den nächsten Monaten die Neuzuteilung der Grundstücke erfolgen. Hierüber werden alle Grundstückseigentümer persönlich informiert.