Wasserrettungseinheiten – starke Strukturen für neue Herausforderungen
Der Zollernalbkreis reagiert mit einem zukunftsgerichteten und einsatzorientierten Konzept auf die zunehmenden Gefahren durch lokal auftretende Starkregenereignisse und die daraus resultierenden Sturzfluten.
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Mit dem im Mai 2023 erarbeiteten „Konzept zur Wasserrettung im Katastrophenfall und bei Außergewöhnlichen Einsatzlagen im Zollernalbkreis“ wurde eine robuste Grundlage geschaffen, um die Bevölkerung effizient vor den Folgen plötzlich auftretender Überflutungen zu schützen. Was zuvor durch überörtliche Hilfe aus anderen Landkreisen mit hierdurch bedingten langen Eintreffzeiten geleistet werden musste, kann heute schnell, qualifiziert und direkt aus dem Zollernalbkreis heraus erfolgen. „Die Entwicklung belegt eindrucksvoll, wie praxisnahe Konzepte, engagierte Einsatzkräfte und eine verlässliche Unterstützung durch den Landkreis den Bevölkerungsschutz nachhaltig stärken können. Im Fokus steht dabei immer die schnelle und wirksame Hilfe für Menschen in Not. Die Menschen im Zollernalbkreis können sich darauf verlassen, dass ihnen bei Wassergefahren besser und schneller geholfen wird als je zuvor“, sagt Sven Röger, Leiter des Amts für Bevölkerungsschutz und Kreisbrandmeister des Zollernalbkreises. Kern des Konzepts ist der Aufbau einsatzfähiger Strukturen an drei strategisch gewählten Standorten in Balingen, Hechingen und Meßstetten. Dieser dezentrale Aufbau wurde bewusst gewählt, da bei großflächigen Unwetterlagen einzelne Standorte selbst betroffen sein können. Eine Konzentration der Kräfte hätte das Risiko in sich getragen, dass eine komplette Einheit durch eigene Betroffenheit ausfällt oder nur verzögert ausrücken kann. Dort wurden – mit maßgeblicher Unterstützung des Zollernalbkreises – moderne Wasserrettungseinheiten mit dem Schwerpunkt Strömungsrettung aufgestellt. Die Kräfte setzen sich aus ehrenamtlichen Einsatzkräften der DRK Wasserwacht Zollernalb, der Feuerwehren vor Ort sowie der DLRG Zollernalb zusammen. Im Zusammenwirken entsteht ein leistungsfähiges Netzwerk, das sowohl eigenständig als auch organisationsübergreifend eingesetzt werden kann. Im Bereich der Ausstattung wurde gezielt investiert. Alle drei Standorte verfügen über sogenannte Strömungsrettergruppenfahrzeuge mit spezieller Ausstattung für Wasser- und Strömungsrettungseinsätze. Ergänzt wird die Technik durch persönliche Schutzausrüstung, Boote, Sicherungs- und Rettungsgeräte und Kommunikationsmittel. Die örtlichen Feuerwehren halten zudem Personal und Ausrüstung bereit, um bereits in der ersten Phase eines Einsatzes wirksam eingreifen zu können. Während sich die „klassische“ Wasserrettung auf stehende oder langsam fließende Gewässer konzentriert, geht die Strömungsrettung weit darüber hinaus: Spezialisiert ausgebildete Einsatzkräfte analysieren Gefahrenlagen in stark strömenden Gewässern, bewegen sich kontrolliert in diesen Bereichen und retten unter extremen Bedingungen Menschenleben. Diese Kompetenzen sind unerlässlich geworden – nicht nur im Katastrophenschutz, sondern zunehmend bei Starkregenereignissen unterhalb der Katastrophenschwelle. Die DLRG Zollernalb und die DRK Wasserwacht Zollernalb spielen dabei eine zentrale Rolle: Ihre Kräfte stehen im ständigen Training und halten eine hohe personelle Verfügbarkeit für solche Lagen vor. Der Schulterschluss mit den Feuerwehren verstärkt die Wirksamkeit zusätzlich. Ein eindrucksvolles Beispiel für die Bedeutung dieser neuen Strukturen war das Unwetter am 2. Mai 2024 in Bisingen: Durch ein lokales Starkregenereignis bildeten sich innerhalb kürzester Zeit reißende Ströme, zahlreiche Personen wurden bedroht. Dank der sofortigen Alarmierung der Strömungsrettungseinheiten konnten neben dem erfolgreichen Einsatz der Feuerwehren notwendige Maßnahmen und Sicherungsaufgaben eingeleitet werden, noch bevor erste Notrufe von konkreten Wasserrettungseinsätzen eingingen. Solche Szenarien zeigen, wie entscheidend eine gute Vorbereitung und schnelle Reaktionsfähigkeit für den Bevölkerungsschutz sind. Ergänzt wird das System durch die örtlichen Feuerwehren des Zollernalbkreises, die sich zusätzlich auf örtliche Hochwasserlagen vorbereiten und entsprechend ausstatten. „In Kombination mit den zentralen Einheiten stehen im Zollernalbkreis heute deutlich mehr Ressourcen bereit als noch vor wenigen Jahren – ein Gewinn für die Sicherheit der Bevölkerung“, so Kreisbrandmeister Röger. Hinzu kommt eine sich entwickelnde Kooperation mit den Wasserrettungseinheiten des Landkreises Sigmaringen, durch die eine landkreisübergreifende Hilfeleistung vorbereitet wird, die unterhalb der Schwelle des Katastrophenschutzgesetzes alarmiert werden kann.