Dezernent Karl Wolf – Abschied nach 40 Jahren im Landratsamt Zollernalbkreis

Ein Mann - Karl Wolf

Nach 45 Jahren im öffentlichen Dienst, davon exakt 40 Jahre beim Landratsamt Zollernalbkreis, geht Karl Wolf, Dezernent der Hauptverwaltung, in den Ruhestand. Rückblick auf einen Berufsweg, den Wolf nie einschlagen wollte – und der ihm das größte Glück bescherte.

In der Sitzung des Kreistags wurde Wolf am Montag, 8. Dezember 2025, mit stehendem Applaus verabschiedet. Offiziell scheidet er Ende Februar aus dem Dienst aus, tatsächlich schon vor dem Jahreswechsel. „Karl Wolf hat den ‚Maschinenraum‘ unseres Landratsamts über Jahrzehnte nicht nur verlässlich gesteuert, sondern geprägt, geformt und mit unerschütterlicher Hingabe, Weitblick und Menschlichkeit am Laufen gehalten. Sein ihm eigener Humor war in zahlreichen Situationen zielführender als jede Organisationsvorschrift“, so Landrat Günther-Martin Pauli. Nachfolgerin in der Dezernatsleitung ist Cornelia Staab, der Kreistag hatte sie im Oktober gewählt.

Eigentlich wollte Karl Wolf, Spross einer Landwirtsfamilie in Hechingen-Weilheim, Landwirt werden und nach dem Abitur und dem Wehrdienst Agrarwissenschaften studieren. Beim Schnuppertag an der Fachhochschule Nürtingen stand aber ausschließlich und abschreckend Chemie auf dem Stundenplan – „das war gar nix für mich“. Der nächste naturnahe Berufswunsch: Förster. Allerdings zündete die Bewerbung beim Regierungspräsidium nicht. So kam es zur Bewerbung bei der Gemeinde Rangendingen und dem Studium an der Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung in Stuttgart. Und, mit der Einstellung beim Landratsamt Zollernalbkreis zum 1. März 1986, zu einer besonderen Karriere.

Kaum jemand kennt die internen Details, Beziehungsgeflechte und Verästelungen, aber auch die möglichen Fallstricke der Landkreisverwaltung und des Miteinanders mit dem Kreistag als Hauptorgan besser als Karl Wolf. Er habe das Glück gehabt, von drei Landräten auf unterschiedliche Weise gefordert und gefördert worden zu sein – und Kolleginnen und Kollegen, „die mich unterstützt, getragen und bisweilen ertragen haben“, sagt Wolf mit einem Lächeln.

Zwei Männer - Karl Wolf und Landrat Günther-Martin Pauli.

Zu Beginn war Fleiß gefragt. In der Kämmerei musste Wolf Grundbuchbereinigungen nach Straßenbaumaßnahmen bearbeiten, etwa für die Strecke Meßstetten-Lautlingen. Dutzende Verträge wegen teils einer Handvoll Quadratmetern, bei denen es auf kleinste Details ankam. „Eine furchtbare Tätigkeit“, so Wolf. Mit einer aus persönlicher Sicht allerdings wunderbaren Fügung: Am Schreibtisch traf er Daniela Schneider. „Wir sind seit 33 Jahren glücklich verheiratet, haben drei wunderbare Töchter und seit wenigen Wochen zwei schnuckelige Enkelkinder. Dafür bin ich jeden Tag dankbar, mehr kann man wirklich nicht wollen.“

Landrat Heinrich Haasis holte Wolf nach getaner Kärnerarbeit 1991 ins Hauptamt, wo er fortan die interne Organisation und den Dienstbetrieb betreute. 1992 vertraute Landrat Willi Fischer ihm die stellvertretende Dezernatsleitung an. Und diverse Sonderaufgaben: Inmitten der damaligen Krise der Textilindustrie und der hohen Arbeitslosigkeit wurde Wolf zum Gründungsgeschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft berufen. Als Koordinator managte er – neben den regulären Arbeitstagen gerne samstags und sonntags – die Verwaltungsreform, durch die die Aufgaben und die Personalstärke des Landratsamts quasi über Nacht fast um das Doppelte anwuchsen. Von 2005 an leitete Wolf das Haupt- und Personalamt, ebenfalls mit Nebenaufgaben: Verwaltungslotse für Unternehmen, Bürgerbeauftragter. Und im internen Betrieb ohnehin der Mann für fast alles.

2008 kam – etwas überraschend für ihn selbst – die Schulamtsleitung dazu. Und damit eine, wie Wolf sagt, besonders erfüllende Aufgabe. Die nach mehreren Meilensteinen – Lernfabrik 4.0, Digitalpakt, Profilschärfung der Beruflichen Schulzentren und der Stärkung der Sonderpädagogischen Bildungs- und Betreuungszentren – im Dezember einen schönen Abschluss erfährt: durch den Startschuss für die MINT-Region Zollernalb, die Wolf wesentlich mit vorangetrieben hat. Aufgrund der Summe aller seiner Kenntnisse, Fähigkeiten sowie diplomatisch-ratgeberischen Kompetenzen ernannte Landrat Günther-Martin Pauli Karl Wolf 2013 zum Dezernenten der Hauptverwaltung.

Einmal nur, so Wolf, habe er ernsthaft darüber nachgedacht, das Landratsamt zu verlassen: Bei der Bürgermeisterwahl 1997 in Geislingen liebäugelte er mit einer Kandidatur, hatte sich schon im Rathaus vorgestellt. Bei einem Sonntagsspaziergang wurde er beobachtet – von einem gewissen Günther-Martin Pauli. „Wir haben uns in einem Telefonat dann darauf verständigt, dass Herr Pauli kandidiert und ich mich weiterhin aufs Landratsamt konzentriere“, so Wolf salomonisch. „Das war, im Rückblick, für uns beide der beste Weg.“

Im Rückblick auf die 40 Jahre beim Landratsamt kommt Wolf nicht umhin, die Entwicklung der Gesellschaft, des Verhältnisses zwischen Bürger und Staat zu bewerten. Insbesondere sieht er es als bedenklich, dass der Staat den Menschen nicht mehr zutraue, Gefahren selbst einschätzen zu können – und für potentielle Risiken entsprechende Beauftragtenstellen schaffe. Wolfs Credo: Man solle sich ab und zu an den früheren Bundeskanzler Willy Brandt und dessen Satz erinnern: „Der Respekt vor dem mündigen Bürger verlangt, dass man ihm nicht alle Schwierigkeiten vorenthält.“

Eine Leidenschaft ist Wolf geblieben: das naturnahe Arbeiten. Vor wenigen Jahren begann er mit der Imkerei, möglicherweise, weil es ihn an den „Bienenstock“ Landratsamt erinnerte: emsig, geschäftig, fleißig, voller Leben, nur scheinbar chaotisch. Er sei immer gern Teil dieses großartigen Schwarms gewesen, so Wolf.